Karl Georg Haubelt
(Foto: zplusz/Hans-Peter Schwarzenbach)
14.08.2023
E wie Ehrenamt

"Die IG BAU ist meine Heimat": Bei einem Regierungsdirektor an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern denkt man vielleicht nicht als erstes an die IG BAU. Aber Karl Georg Haubelt ist seiner Gewerkschaft seit seinem Vorbereitungsdienst bei der Bayerischen Forstverwaltung treu.

"Die IG BAU gehört zu meinem Leben, genauso wie die SPD und die Kirche", bringt es der gebürtige Amberger auf den Punkt. Gewerkschaftsmitglied wurde Karl Georg bereits in seiner Schulzeit: Als freiberuflicher Lokalreporter trat er während der Arbeitskämpfe um die 35-Stunden-Woche Mitte der 80er-Jahre der IG Druck und Papier bei. Als Karl Georg das Studium der
Verwaltungswissenschaft in Hof aufnahm und als Inspektoranwärter bei der Bayerischen Staatsforstverwaltung verbeamtet wurde, trat er in die Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft (GGLF) über.

In der Gewerkschaft zu sein, ist in Karl Georgs Familie selbstverständlich; sein Vater wurde sogar mit der Hans-Böckler-Medaille ausgezeichnet. Während seines Studiums engagierte sich Karl Georg in der Hochschulgruppenarbeit. In der GGLF wurde er
bayerischer Landesnachwuchsvertreter, war auch auf Bundesebene aktiv: "Das war toll, diese bundesweite Vernetzung. Viele Kontakte bestehen noch heute." Später war er im Landesvorstand der damaligen Landesfachgruppe Forstbeamte und Angestellte der GGLF. Bei der Fusion der GGLF mit der IG Bau-Steine-Erden zur IG BAU 1996 leitete er in München die Konferenz, mit der seine Fachgruppe in die IG BAU überführt wurde. Nach dem Abschluss seines Studiums arbeitete Karl Georg in verschiedenen Funktionen in der Bayerischen Staatsforstverwaltung, engagierte sich dabei als Jugend- und Auszubildendenvertreter sowie als Mitglied des Bezirkspersonalrates bei der Oberforstdirektion Regensburg. 1993 erhielt er den Ruf an die Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern (HfÖD) in Hof: "Jetzt arbeite ich hier seit 30 Jahren als Hochschullehrer, und das total leidenschaftlich!" Seine
Lehrgebiete sind Beamten-, Europa-, Kommunal- und Sozialrecht; seit 2013 ist er zudem Leiter des Akademischen Auslandsamtes. "Bei mir bekommen alle Studierenden erzählt, dass ich in der IG BAU bin. Ich unterrichte auch Arbeits- und Tarifrecht im Öffentlichen Dienst, und als Erstes versuche ich da klarzumachen: Wer vernünftig ist, ist in der Gewerkschaft!"

Sich für andere stark machen

Die Frage, der Gewerkschaft den Rücken zu kehren, weil es in der Karriere nach oben ging, stellte sich für Karl Georg nie. "Ich finanziere mit meinem Beitrag solidarisch jeden Arbeitskampf meiner Kolleg*innen. Und bei Problemen mit meinem Arbeitgeber wüsste ich die Gewerkschaft an meiner Seite." Die IG BAU bedeutet für ihn auch bleibenden Kontakt zu ehemaligen Kolleg*innen; mit den "Forstlichen Mitteilungen" verschafft er sich den Überblick über die bundesweiten Aktivitäten im Forst, und seit über 20 Jahren nimmt er gerne und häufig das Angebot der GEW Ferien GmbH in Anspruch.

Sich in seinem Arbeitsumfeld zu engagieren, ist für Karl Georg selbstverständlich: Er ist stellvertretender Gleichstellungsbeauftragter, war 20 Jahre lang Fachgruppensprecher Sozialrecht und in den 30 Jahren an der HfÖD "mindestens in der Hälfte der Zeit" Hochschullehrer-Vertreter in Fachbereichskonferenz und -rat.

Sehr wichtig sind dem Familienvater seine verschiedenen Ehrenämter in der evangelischen Landeskirche. Als Prädikant hält er unter anderem Morgenandachten im Lokalradio; dort platziert er auch schon mal gewerkschaftliche Positionen, etwa zur Sonntagsarbeit. Außerdem ist Karl Georg stellvertretender Kreisvorsitzender der SPD Tirschenreuth und kandidiert bei den Wahlen für den Bayerischen Landtag im Oktober: "Ich will nicht, dass die SPD in Bayern nochmal hinter der AfD landet! Ich möchte der SPD ein Gesicht geben, als aktiver Gewerkschafter und bekennender Christenmensch."

Karl Georg: "Das Engagement ist mir in allen drei Bereichen so wichtig, weil ich denke, dass sich Menschen auch in unserer modernen Gesellschaft für andere stark machen müssen. Weil es so viele gibt, die übersehen, überhört werden. Diesen Menschen möchte ich eine Stimme geben."

Text: Cordula Binder
Der Artikel ist ursprünglich in der Sommerausgabe des "Grundstein" erschienen. Mitglieder können sich das Heft als PDF herunterladen.