Friedrich Pfohl
(Foto: zplusz / Daniela Rösler)
26.10.2022
E wie Ehrenamt

"Man muss sich um die Jungs kümmern!" Friedrich Pfohl, Ausbildungsleiter bei der DIECKMANN Bauen + Umwelt GmbH in Osnabrück, ist in vielen Gremien der IG BAU, bei der Handwerkskammer und dem Arbeitsgericht aktiv. Ganz besonders engagiert er sich aber für die Auszubildenden in seinem Betrieb und für die Ausbildung in seiner Branche.

Als Friedrich 2018 nach 20 Jahren seine Tätigkeit im Betriebsrat – davon die letzten vier Jahre als freigesteller BR-Vorsitzender – beendete, wollte er gerne mehr mit den Auszubildenden machen: "Ich hatte den Eindruck, dass sich insgesamt nicht genug um sie gekümmert wird. Nicht zuletzt darum haben wir jetzt den Fachkräftemangel." Der gelernte Straßenbauer wurde Ausbildungsleiter in seinem Betrieb und macht außerdem "noch ein bisschen Arbeitssicherheit". Zurzeit kümmert sich Friedrich bei Dieckmann um rund 50 Auszubildende. "Ich besuche die Jungs auf der Baustelle und schaue, ob‘s da läuft. Wenn sie in der Handwerkskammer überbetriebliche Ausbildung machen, betreue ich die. Und bei Schlechtwetter oder im Winter gebe ich Nachhilfe: Tiefbau, Politik, Mathematik – alles, was so anliegt." Auch für private Probleme seiner Auszubildenden hat er immer ein offenes Ohr. "Man muss sich um die Jungs kümmern, auch mal nach Feierabend oder am Wochenende. Es geht schließlich nicht nur um die Arbeit", betont Friedrich. Die Azubis sollen sich zugehörig fühlen. "Einmal im Jahr organisieren wir auch eine Aktion wie Kanu fahren, damit sich alle kennenlernen." Der Betrieb kann sich über steigendende Ausbildungszahlen freuen, und Friedrich ist stolz darauf, dass dieses Jahr wieder alle seine Schützlinge durch die Prüfungen gekommen sind – auch die Geflüchteten, die oft Probleme mit der Sprache haben. Von den 50 Auszubildenden hat rund die Hälfte eine Fluchtbiographie. "Das ist absolut gut, dass die den Mut haben, sich bei uns zu melden, selbst wenn sie anfangs kaum Deutsch können. Wir könnten noch mehr Auszubildende gut brauchen!" Die Geflüchteten unterstützt Friedrich auch bei Behördenangelegenheiten und hat mit initiiert, dass das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft einmal pro Woche zwei Stunden Deutschunterricht mit Schwerpunkt Fachsprache anbietet; zehn seiner Auszubildenden nehmen daran teil.

Mit Leidenschaft und Freude

Als einer seiner Auszubildenden, der ohne Eltern aus dem Sudan geflüchtet war, abgeschoben werden sollte, startete Friedrich eine Unterschriftenaktion und holte sich prominenten Beistand aus der niedersächsischen Politik. Auch der Betrieb unterstützte ihn. "Wir konnten die Abschiebung verhindern, er hat die Prüfung bestanden und ist immer noch im Betrieb beschäftigt", berichtet Friedrich nicht ohne Stolz. "Das sind meine Kinder, meine Jungs. Für die würde ich mein letztes Hemd hergeben!" Nicht nur im Betrieb engagiert sich Friedrich für die Auszubildenden. Er leitet den Prüfungsausschuss, ist im Berufsbildungsausschuss sowie Gutachter für die neue Ausbildungsordnung und oft in Kontakt mit Arbeitsagentur und Jobcenter. Im Förderzentrum in Osnabrück, wo junge Leute Gewerke lernen können, ist er als Ausbilder tätig. Auch seine Einsätze beim Arbeitsgericht und in der Handwerkskammer (Vorstand und Vollversammlung) machen ihm viel Spaß. Friedrich ist im Beirat der IG BAU, er ist Vorsitzender des Bezirks Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, er ist in der Bundestarifkommission für das Bauhauptgewerbe, stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe Bauhauptgewerbe, im Vorstand der Bundeshandwerkskonferenz, Vorsitzender des Bezirksarbeitskreises Handwerk und wahrscheinlich noch einiges mehr. "Wenn man was erreichen will, muss man sich einbringen und den Mund aufmachen. Man muss es mit Leidenschaft und Freude tun. Alles, was ich bisher gemacht habe, ist hervorragend gelaufen."

Text: Cordula Binder